Burgener, Streller & Co. im medialen «Blitzlichtgewitter»

    Die GV des FC Basel am 7. April wird in die Geschichte Basels eingehen

    Wie einst die Generalversammlung der Novartis 1996 oder jener der UBS im 2008 wird die ausserordentliche GV des FC Basel am 7. April 2017 in die Geschichte eingehen. Denn bei einem der wichtigsten Aushängeschilder der Region stimmen die rund 9000 Mitglieder/innen über ein Konzept ab, welches Tragweite haben wird.

    (Bild: JoW) Hohe Wertschöpfung: Für die Region ist der FC Basel eine der wichtigsten «Marken» mit grosser Strahlkraft.

    Der FC Basel trägt enorm viel zur Wertschöpfung der Stadt Basel bei. Die Protagonisten im Club, seien es die Spieler oder der Vorstand, stehen im Fokus der Öffentlichkeit. Deshalb ist die Zusammensetzung der Teppichetage besonders wichtig. Bernhard Burgener, als wohl designierter neuer Präsident, und Marco Streller, in der Rolle des künftigen Sportchefs, werden bald die am meisten mediatisierten Leute in Basel sein. Es wird zwar (noch) nicht so ausgeprägt sein wie beispielsweise in Montreal, wo der Cheftrainer und der Sportchef der Montreal Canadiens (NHL, Eishockey) und die meisten Spieler um ein Vielfaches mehr an Medienaufmerksam generieren als der Premierminister Justin Trudeau oder jener der Provinz Quebec Philippe Couillard. Aber: «Der FCB hat sich mit den nationalen Erfolgen sowie jenen in der Champions und Europa League in den letzten zehn Jahren international kontinuierlich einen Namen gemacht und dadurch auch der Stadt Basel zu einer grösseren Bekanntheit verholfen. Insbesondere betrifft dies auch die mediale Aufmerksamkeit», sagen zum Beispiel Sabine Horvath, Leiterin Aussenbeziehungen und Standortmarketing und Christoph Bosshardt, Head of Marketing & Incoming Services von Basel Tourismus.

    Hohe Wertschöpfung bedeutet auch hohe Verantwortung
    Ein siebenköpfiges Gremium hatte also das im März vorgestellte Konzept von Bernhard Burgener und Marco Streller als reif genug empfunden, um es den Mitgliedern des FC Basel an der GV vorzulegen. Auch weitere «Ur-Basler» wie Alex Frei und Massimo Ceccaroni werden künftig eine wichtige Rolle beim FCB einnehmen. Sie sollen für die Fortsetzung der sportlichen Erfolgsgeschichte und somit auch direkt verknüpft auch der ökonomischen sorgen.

    Dabei geht es auch um die Optimierung der Wertschöpfung. Die Forschungsfirma Rütter Soceco und die Hochschule Luzern hat 2014 alle Klubs der Schweizer Super League untersucht um deren Wertschöpfung zu eruieren. Auftraggeberin war die Swiss Football League. Was am meisten interessierte: Wie weit ist der FCB der Konkurrenz auch in diesem Bereich enteilt? Um die wirtschaftliche Bedeutung des FC Basel aufzuzeigen, wurde eine so genannte Wertschöpfungsanalyse über die Wirkungen in Basel und in der Gesamtschweiz durchgeführt.

    2016 vermochte der FC Basel den Umsatz auf 132 Millionen hochzutreiben, was im Vergleich zum FC Thun mehr als Faktor 10 bedeutet. Das sind die neueren Zahlen. 2014 wurde gemäss Studie in Basel dank des FCB eine Wirtschaftsleistung (Bruttowertschöpfung, also die Summe der Löhne, Gewinne und Abschreibungen) von weit über 115 Millionen generiert. Etwa 70 Prozent davon entfielen auf direkte Effekte des Klubs, der Zuschauer und von anderen Akteuren. Gesamtschweizerisch werden annähernd 150 Millionen erwirtschaftet. Besucherinnen und Besucher geben zudem pro Saison an die 25 Millionen Franken im Zusammenhang mit den Heimspielen des FCB aus. Dazu gehören Verpflegung, Ausgaben im Detailhandel an. oder Übernachtungen. Dies sei im Ligavergleich ein hoher Wert und spiegle den relativ hohen Anteil an internationalen Besuchern. Bei der letzten Wertschöpfungsanalyse 2014 wurde zudem errechnet, dass über die gesamte Saison 2013/14 insgesamt rund 720000 Besucherinnen und Besucher registriert wurden. Ausserdem sind dadurch rund 48000 Logiernächte in Basel ausgelöst worden. Knapp die Hälfte der Spielbesucher kommt aus dem Kanton Basel-Stadt, der grösste Teil der Besucher reist aus der übrigen Schweiz an. Dies zeigt, dass der FCB lokal und regional Unterstützung geniesst, aber auch ein Grossteil der Fans aus anderen Teilen der Schweiz kommt.

    Die «latente Angst» der Basler «ihren FCB» zu verlieren…
    Allen Erfolgsmeldungen zum Trotz: In den letzten Jahren war jeweils immer latent eine Angst zu spüren, dass der Club trotz Bernhard Heusler und Georg Heitz als Gallionsfiguren auf der Teppichetage und trotz den Vorstandmitgliedern (Werthmüller, Kamm, Knup) nicht mehr «baslerisch» genug sei. Dies hat vor allem jedoch mit der Zusammensetzung der ersten Mannschaft  zu tun. Seit den Rücktritten von Alex Frei und Marco Streller sowie den Abgängen von Xherdan Shaqiri oder Granit Xhaka und einigen anderen regionalen Fussballern mangelt es für viele offenbar an «Stallgeruch». Auch der Trainer ist seit dem Abgang von Murat Yakin kein «Basler» mehr. Umso wichtiger ist es, dass auf der Führungsebene der FCB ganz und gar «baslerisch» bleibt. Dieser Aspekt ist entscheidend für viele der 9000 Mitgliederinnen und Mitglieder. Nicht umsonst sagte am Tag, nachdem bekannt wurde, dass Burgener und Streller gemeinsam ein Konzept vorlegen wollen, der abtretende Präsident Heusler: «Wir hätten auch einfach sagen können: Es wird ein Handwechsel auf Holding Ebene vorgenommen. Ob ihr da ja oder nein sagt, ist uns egal, das interessiert uns nicht. Aber ich habe gemerkt, dass in Basel eine gewisse Angst besteht, dass – auch durch die vielen wirtschaftlichen Erfolge – die Leute, die die Aktien halten, diese über Nacht irgendjemandem verkaufen könnten. Deshalb haben wir dann eine Basler Lösung provoziert.» Der Hintergrund hinter dieser Aussage: Immer wieder gab es Übernahmegerüchte um den FC Basel. Ein Angebot von Red Bull soll es gegeben haben. Und auch eines von Gazprom. Diese Angebote waren mit Sicherheit nicht nach den Vorstellungen der abtretenden Bernhard Heusler und Georg Heitz und hätten in der Region «Besorgnis» erregt.

    Nimmt man die künftigen Frontleute des FCB unter die Lupe, wird auch klar, dass wie schon vorher mit Heusler, Heitz, Kamm, Werthmüller und Knup sich mit Burgener, Streller, Frei und Ceccaroni (jedoch nicht alle im Vorstand vertreten) eine eingeschworene «Buddy-Truppe» formt. Es fehlt da nur Bernhard Burgeners Vertrauter und Freund Urs Siegenthaler, der bekanntlich nicht ins Team geholt wird.

    JoW


    «Marke FCB» betreibt Standortmarketing auch im Netz

    Die Analyse der eingereichten Suchbegriffe auf Suchmaschinen wie Google ist auch ein Indikator, wie stark der FC Basel mit der Region verbunden ist. Die Internetgemeinde bringt Marken globaler Ausstrahlung und entsprechendem Medieninteresse mit der Stadt Basel in Verbindung. Die Kunstmesse Art, die Uhren- und Schmuckmesse Baselworld oder das Reformpaket Basel III der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) waren im Google Ranking in den letzten zwei Jahren weit vorne. «Der FC Basel verfüge ebenfalls über eine internationale Ausstrahlung und unterstützt uns daher in erheblichem Ausmass dabei, die Stadt in aller Welt bekannt zu machen», heisst es bei Basel Tourismus. Dies habe einen wirtschaftlichen Effekt, denn man profitiere insbesondere bei internationalen Heimspielen in wirtschaftlicher Hinsicht von zusätzlichen Logiernächten und sonstiger touristischer Wertschöpfung durch die anreisenden Fans.

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