Die Crux mit den «Ratings» und «Rankings»

    Wettbewerbsfähigkeit, Perspektiven, Innovation, Lebensqualität: Wo steht die Region wirklich?

    Die Grossregion Basel schneidet regelmässig gut ab wenn es um Ranglisten zu den Themen Arbeitsplatz-Perspektiven, Forschung, Life Sciences und Lebensqualität geht. Aber mit den Ratings und Rankings ist es wie mit den Studien: Es kommt jeweils auf die Erhebungsfaktoren an, wie gut man sich als Wirtschaftsregion und Agglomeration wirklich in den Ranglisten positioniert.

    (Bilder: Bilddatenbank Kanton Basel-Stadt) Das Dreiländereck punktet bei den Rankings vor allem mit der Drehscheibenfunktion als Logistikstandort, mit der Lebensqualität und mit der Innovations-und Wettbewerbsfähigkeit

    Wie gut schneidet die Grossregion Basel in den Innovations- und Wirtschafts-Ranglisten wirklich ab? Bietet die Region Basel tatsächlich gemäss «Quality of Living-Ranking» (Mercer) eine Lebensqualität und Perspektiven, die einen Top Ten Platz weltweit gerechtfertigt? Ist die Uni Basel gemäss neuestem Hochschul-Ranking der «Academic Ranking of World Universities» (das so genannte «Shanghai-Ranking») wirklich in den Top 150 Positionen?

    Basel zählt zu den zehn dynamischsten Städten in Europa, zeigt beispielsweise eine Studie von Savills Investment Management. Das Dreiländereck mit Basel als Drehscheibe und Leuchtturm-Stadt gilt als hervorragender Logistikstandort und sticht dank der innovativen Pharmabranche hervor. Der internationale Immobilien-Investmentmanager Savills Investment Management (Savills IM) zählt Basel unter anderem deswegen in seinem diesjährigen Ranking zu den zehn dynamischsten Städten in Europa (Quelle: Basel Area). Besonders gut hat Basel in der Kategorie Infrastruktur absgeschnitten. Die gute Lage der am Rhein gelegen Grenzstadt im Dreiländereck wurde besonders gelobt. Basel befinde sich am europäische Güterkorridor und biete auch gute Anbindungen an wichtige europäischen Autobahnen und Bahnhöfe. Hervorgehoben wird auch der sich derzeit im Bau befindliche Gateway Basel Nord – ein neues trimodales Containerterminal für Schiene, Rhein und Strasse. Basel sei aber – so betont auch das Basler Standortmarketing und der Innovation Report von Basel Area – mehr als nur ein Logistikstandort. Die führende Position der Stadt im Bereich Innovation sei ebenfalls ein Plus. Dies insbesondere dank der stark vertretenen Pharmabranche. So weise Basel eine der höchsten Patentdichten in Europa auf (in der Stadt und in näherer Umgebung sind mehr als 700 Life Sciences-Unternehmen beheimatet). Bezüglich der Innovationskraft der Startups und innovativen Unternehmen haben wir in den letzten Wochen an dieser Stelle mehrmals berichtet.

    Logistik, Pharma, Life Sciences… Basel schneidet bei den Studien gut bis exzellent ab. Je nachdem, welche Erhebungsmethoden und -faktoren greifen.

    Unternehmensattraktivität: Basel-Stadt bis 2020 auf der Überholspur?
    Eine weitere unter den vielen Studien und Ranglisten ist auch jene zur Standortattraktivität. Basel-Stadt fiel im Schweizer Ranking 2016/17 zwischenzeitlich auf Rang 4 zurück, aber der Ausblick auf 2018/19 zeigt noch andere Aspekte auf: In naher Zukunft sollen sich die Unternehmensattraktivität und die Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt verbessern. Worum geht es: Basel Stadt wurde 2016 in einer Studie der Crédit Suisse zur Standortattraktivität für Unternehmen nicht mehr wie gewohnt auf dem dritten Platz gesetzt, sondern fiel auf den vierten Rang zurück. Dies sorgte damals für Aufregung. Hinter den Kantonen Zug und Zürich belegte nämlich seit langer Zeit traditionell Basel-Stadt jeweils den dritten Platz in der illustren Rangliste der attraktivsten Standorte der Schweiz für Unternehmen. Eine steuerliche Attraktivität sowie die Verfügbarkeit von Fachkräften und Hochqualifizierten sowie die Erreichbarkeit (Verkehrsnetz- und -anbindungen) sind die wichtigsten Faktoren für ein solches Ranking. Dass nunmehr hinter Zug und Zürich der Kanton Aargau liegt und nicht mehr Basel-Stadt, hat mit steuerlichen Entlastungen für Unternehmen zu tun, die erst jetzt so richtig greifen. Aber: In der Studie wird auch ein Ausblick auf 2020 gewagt. Diese liest sich für die Standortförderer der Region durchaus positiv. Basel-Stadt könne bis dahin an Zürich vorbei auf Rang 2 vorrücken, schrieben die Autoren. Dies, weil Basel-Stadt eine Reduktion des Gewinnsteuersatzes auf 13 Prozent durchführt und zudem der Kapitalsteuersatz auf ein Promille gesenkt werden soll.

    Punkten kann Basel in verschiedenen Rankings auch mit der guten Verfügbarkeit an Fachkräften, der hohen Lebensqualität und Kaufkraft der Einwohner und somit einher gehend auch mit der Präsenz von Top-Fachleuten aus dem In- und Ausland (Menschen aus insgesamt 165 Ländern leben in in Basel. Zu den zirka 40’000 Expats kommen 70’000 Pendler hinzu, die täglich von Frankreich oder Deutschland zum Arbeiten in die Stadt kommen – Quelle: Basel Area). Im Index von Savills IM belegt übrigens London den ersten Platz, gefolgt von Cambridge, Paris, Amsterdam, Berlin, Dublin und München. Basel schaffte es auf Platz zehn und ist damit als einzige Schweizer Stadt unter den Top Ten. Zürich schaffte es auf Platz elf, Lausanne auf Platz zwölf, Bern auf Platz 24. Für den Savills IM Dynamic Cities Index wurden insgesamt 130 europäische Städte und Stadtregionen analysiert.

    Punkten kann Basel in den verschiedenen Rankings vor allem dank der Lebensqualität und Kaufkraft

    Glaubwürdigkeit der Studien
    Doch wie glaubwürdig sind solche Angaben? Die Glaubwürdigkeit hängt stark von den Auftraggebern ab und natürlich von den Erhebungsindikatoren und -faktoren. Die Frage steht jeweils im Raum: Kann man Studien und Erhebungsmethoden so steuern, dass die jeweiligen Wirtschaftsregionen und Städte gut abschneiden? Infolge dessen geben die Ranglisten immer wieder zu reden. So auch in einer kürzlich publizierten Studie mit Rangliste zur Wettbewerbsfähigkeit der Nationen weltweit. Die Schweiz büsst in dieser neusten Erhebung des Weltwirtschaftsforums (WEF) den Spitzenplatz als wettbewerbsfähigstes Land der Welt ein und kommt «nur» noch auf den vierten Rang. Und hier gab eben die (neue) Erhebungsmethode zu reden. Diese misst die Wettbewerbsfähigkeit von 140 Volkswirtschaften mit Hilfe von insgesamt 98 Indikatoren. Viele dieser Faktoren haben nun einen grösseren Einfluss auf das Ranking, weil sie die künftige Wettbewerbsfähigkeit anhand der benötigten Bedingungen in den Arbeitswelten 4.0 messen. So haben die Indikatoren «Generierung von Ideen», «Digitalisierung», «Unternehmenskultur» oder «Offenheit und Agilität» eine höhere Bedeutung als bisher.

    Neu belegen nunmehr aufgrund dessen die USA den ersten Platz gefolgt von Singapur und Deutschland. Die Schweiz hatte zuletzt in den jährlichen WEF-Studien neun Jahre hintereinander den Spitzenrang belegt. «In einer Welt, die von neuen digitalen Technologien immer stärker umgeformt werde, ändern sich auch die Herausforderungen für Regierungen und Unternehmen», heisst es in der WEF Publikation «Global Competitiveness Report». Der Dynamik dieser «vierten industriellen Revolution» solle nun die neue Methode des «Globalen Wettbewerbsindex 4.0» Rechnung tragen. Bei der Umsetzung von Innovation – von der Ideengenerierung bis zu deren Kommerzialisierung – schneide die Schweiz hinter Deutschland und den USA gut ab (WEF). Den zweiten Platz weltweit erreiche man bei der Ausbildung von Beschäftigten. Man habe sogar die beste Politik in Bezug auf Weiterbildung und Umschulung der Arbeitnehmenden sowie beim Ausbildungsstand der Hochschulabsolventen. In allen diesen Punkten hat auch die Grossregion Basel viel zum guten Resultat beigesteuert. Ausserdem kann die Schweiz etwa mit Bestnoten für Eisenbahn, Dienstleistungen und Wasserversorgung punkten, ebenso wie bei der Adaption von Breitbandinternet in der Bevölkerung.

    JoW, div. Quellen

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