Soul of Gym mit Gegensätzen und Überraschungen

    Es ist dunkel in der Halle und das Publikum wartet gespannt auf den Beginn der Show. Im spärlichen Licht sind ein paar Umrisse zu erkennen. Jetzt liegt es an den Beleuchtern, den Speaker, den DJ und die Athleten ins richtige Licht zu rücken, damit die Show beginnen kann. Alle machen einen ausgezeichneten Job und spielen ihre Rollen mit höchster Präzision.

    (Bilder: © Beat Eglin www.presstime.ch) Applaus für die Kunstturnerinnen

    Für die elfte Soul of Gym-Ausgabe führten die Organisatoren nach dem Jubiläum vom vergangenen Jahr ein paar Änderungen ein. Statt Liveband oder Playbackmusik abzuspielen wurde ein Disc Jockey engagiert, der sich mit der Musikauswahl ausgezeichnet in die Show integrierte. Auch jede Gruppe wählte zu ihrer Nummer die passende Musik aus. Es ist jedes Jahr eine enorme Herausforderung für alle Beteiligten, eine neue und für das Publikum spannende Show zusammenzustellen. Einige Gastformationen wie Move in Arts, Gymnastik zu Zweit, Calibas und die Lufttanzschule waren willkommene Show- und Kraftacts, die frischen Wind in die Turnshow brachten. Vor jeder Nummer interviewte der Moderator ein Teammitglied und lieferte so den Besuchern ein paar interessante Informationen. Eine Enttäuschung gab es jedoch: Der Überraschungsgast, Tuch- und Luftakrobat Jason Brügger (Gewinner der TV Show «Die grössten Schweizer Talente») aus Allschwil, konnte wegen einer leichten Verletzung nicht auftreten. Am 23. März startet er mit dem Zirkus Knie zu 99. Tournee. Dann muss er fit sein und darf keine Risiken eingehen. Er war aber trotzdem dabei und schrieb in der Pause geduldig Autogramme und liess sich mit seinen Fans fotografieren.

    Kraftakt der Calibas

    Da die Showhalle nicht hoch genug ist, zeigte die Trampolintruppe attraktive Bodenakrobatik mit vielen Sprüngen. Fast bis zur Decke flogen die kleinen und grossen Springerinnen und Springer in der Pause in der dafür geeigneteren Trainingshalle gegenüber. Für die Kunstturnerin Vanessa ist es «eine tolle Abwechslung, im Team zu starten und gemeinsam zu turnen.» Die zehn Girls haben eine Altersspanne von 8 Jahren und zeigten eine solide Teamleistung, obwohl sie nur wenig zusammen trainieren konnten. Einfacher hatten es Samira und Jessica, die Gymnastik zu zweit mit einem Ball zeigten. Besonders schwierig bei ihnen ist das Einhalten der Synchronität, da man die Partnerin nicht immer sieht. Als Flugkapitäne und Passagiere gekleidet zeigte die Showtruppe Move in Arts ihr amüsante Nummer. Hip-Hop, Breakdance und Akrobatik sind die Spezialitäten der 25 jungen Mädchen. Danach machten sich die jungen Kaderathleten auf den Weg in die USA. Nicht aber ohne einen spitzen Seitenhieb zur aktuellen Lage des Kommentators mit zu nehmen. Zu Saturday Night Fever und weiteren Songs zeigten sie an Pferd, Reck und Ringen ihre waghalsigen Übungen. Sie trainieren 25 Stunden pro Woche. Für Discobesuche und andere Freizeitaktivitäten bleibt wenig Zeit. Vor der Pause trat nochmals die junge Trampolingruppe ins Rampenlicht. Auf die Frage, was den Unterschied zwischen Mädchen und Buben ausmache meinte Anouk: «D Buebe mache meh Seich.» Dieses klare Statement wurde von ihrem Kollegen Leandro bestätigt. Dass sie harmonieren zeigten sie mit ihrer Show. Und am Schluss verabschiedeten sie sich paarweise Hand in Hand!

    Wie man mit Tuch, Seil, Stange, bunten Farben und enormer Körperbeherrschung scheinbar mühelos zwischen Boden und Himmel tanzen kann zeigte die Lufttanzschule. Dass Ballett keine ernste Sache sein muss bewiesen Move in Arts. Mit zwei weissen Röcken und einem Zwölfertanzteam brachten auch sie Schwung und Lachen ins Publikum. Kennen Sie Street Workout? Dies ist nicht nur Sport, sondern vor allem auch Lifestyle. Wenn einer waagrecht wie eine Flagge an einer senkrechten Stange hängt oder am Barren baumelt, sich nur mit einer Hand hält und sein Körper parallel zu den Holmen ausgerichtet ist, wird man sprachlos. Ihre Gesichter sind überhaupt nicht verzerrt. Man könnte meinen, das gehe ganz easy. Die Trampolinspringerinnen wagen sich bei ihrem zweiten Auftritt an Vivaldis Vier Jahreszeiten. Zuerst war die Begeisterung nicht gross, sagte Moira. Dann fand aber jede Turnerin ihren Part und sie schwärmt weiter: «Trampolinspringen ist wie fliegen und Achterbahn fahren mit dem Unterschied, dass man selbst entscheiden kann, wo es durchgeht.» Zum grossen Finale zogen alle Mitwirkenden nochmals ins Scheinwerferlicht und zeigten ihren Fans zum letzten Mal einen Sprung, Tanz, eine Drehung oder ein fröhliches und zufriedenes Lächeln.

    Soul of Gym 2017

    Bunt und fantasievoll waren die Kostüme. Für einmal musste es kein enganliegendes, den Vorschriften entsprechendes Wettkampfdress sein. Pink, schwarz, blau, Uniformen, Ballettröckchen, Superman, Gefängnislook oder ganz normale Strassenkleidung brachten Abwechslung und Farbe auf die Bühne.  Mit ihrer Unterhaltung auf spielerische Art und auf hohem Niveau überzeugten die 145 Athletinnen und Athleten auch dieses Jahr an der Baselbieter Turnshow in Liestal und ernteten dafür starken und verdienten Applaus. Zum ersten Mal waren alle drei Shows bis auf den letzten Platz ausverkauft, sagte OK-Mitglied Elisabeth Kipfer. Für sie war die Kombination mit dem DJ «eine gewagte Sache. Sie hat sich aber gelohnt. Auch den Turnerinnen und Turnern machte es Spass, auch einmal etwas Anderes zu zeigen, als nur auf Punkte zu achten.»

    Weitere Bilder: www.fotoshopper.ch

    Beat Eglin

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