Wann kommt der Basler «Smart City» Manager?

    St. Gallen hat einen Digital Chief Officer – Basel-Stadt noch nicht…

    Anlässlich der SmartSuisse Fachmesse in Basel im April 2018 sagte Mike Vogt, einer der Experten und treibenden Kräfte für die «Smartifizierung» der Städte in der Schweiz, dass mittelfristig keine Stadt ohne «Digital Chief Officer» auskommen werde. St. Gallen hat nun einen inthronisiert. Basel wartet noch ab.

    (Bild: PEXELS) Eine moderne Stadt intelligent zu vernetzen ist eine Herkules-Aufgabe für einen Digital Chief Officer

    Mike Vogt ist in Sachen «Smart City» ein absoluter Kenner der Thematik, Initiator und Managing Director der «SmartSuisse»-Fachmesse in Basel. Mike Vogt: «Die Städte St.Gallen und Winterthur sind bezüglich der so genannten «Smartifizierung» führend. So hat St.Gallen an der SmartSuisse ein neues Smartnet vorgestellt, ein LoRa Funknetzwerk, das bereits stadtübergreifend im Einsatz ist und nur darauf wartet mit Dienstleistungen und Applikationen von Drittfirmen genutzt zu werden. Auch die Stadt Genf ist in einer guten Ausgangslage, denn die Smart City Projekte werden vom OPI , dem Office de Promotion des Industries et des Technologies, stark gefördert und ein Smart City Manager koordiniert alle Aktivitäten. Zürich und Basel haben etwas Nachholbedarf. Wichtig scheint mir, dass das Bewusstsein vorhanden ist. Die Smart Regio Basel Initiative zum Beispiel ist ein grosser Schritt in die richtige Richtung.»

    «Keine Stadt wird in Zukunft ohne DCO auskommen»
    Natürlich wird in naher Zukunft auch im Jobmarkt die «Smartifizierung» Einzug erhalten. Neue Berufsbilder und Jobs der Zukunft werden entstehen. «Jede Stadt wird früher oder später einen Chief Digital Officer haben, beziehungsweise haben müssen», sagte ausserdem Mike Vogt in einem früheren Interview in diesem Medium. Die Daten sind nämlich das Gold der Zukunft, auch in einer Stadt. Bei der Smartifizierung geht es am Schluss einzig und allein um Daten und wie diese in eine höhere Lebensqualität umgemünzt werden können. «Je früher die Städte sich mit dieser komplexen Thematik befassen und Know How aufbauen, desto besser. Wer sich diesem Trend verschliesst, wird einen hohen Preis dafür zahlen müssen», fügte Vogt hinzu. Es sei aber auch sehr wichtig, dass die Städte die Datenhoheit wieder an sich reissen, so Vogt.

    Nun hat St.Gallen bereits einen «DCO» benannt und installiert, als erste Schweizer Stadt. Er heisst Christian Geiger und soll die Stadt vernetzen. Menschen, Dienste, Gebäude sollen miteinander vernetzt werden. Gespart werden sollen Kosten, Energie und Zeit, gesteigert die Lebensqualität und die Standortattraktivität. Was für mittelgrosse bis grosse Unternehmen und Konzerne bereits Realität ist, entsteht nun auch in Stadtverwaltungen. Die Digital Chief Officers, sind für die digitale Transformation verantwortlich. Und man denkt nun auch in Bern laut darüber nach, eine spezielle «Smart City» Fachstelle zu bilden, mit einer beziehungsweise mit einem «Smart City» Manager/in. In diesem Zusammenhang hat Matthias Stürmer (EVP), der als Leiter der Forschungsstelle Digitale Nachhaltigkeit an der Uni Bern der «Mister Digitalisierung» im Stadtparlament ist, viele Ideen lanciert. Zu diesen gehört eine «Open-Source-Förderstrategie» für die Stadt. In St.Gallen wird es nun konkret mit den Plänen – zum Beispiel mit der Smartifizierung über das Glasfaserkabelnetz. Bis Ende des Jahres sind über 99 Prozent der St. Galler Haushalte damit versorgt. Es ist eine Grundlage für smarte, vernetzte Lösungen. Dank intelligenter Sensoren auf Parkplätzen soll es bald weniger Parkplatzsuchverkehr geben. An bestimmten Orten wird die Strassenbeleuchtung gedimmt, wenn keine Leute in der Nähe sind. Mit Hilfe von Apps sollen Stadtbewohnerinnen und -bewohner untereinander oder mit der Stadtverwaltung besser kommunizieren und beispielsweise ihren Stromverbrauch ablesen können.

    (Bild: Fotolia) Digital Chief Officers sind in grösseren Unternehmen bereits seit längerem tätig – bei den Stadtverwaltungen jedoch ist diese Fachstelle bisher noch nicht Usus.

    Basel in der Beobachter-Rolle?
    Und was geschieht in Basel? Lukas Ott, Leiter der Kantons- und Stadtentwicklung, beobachtet das, was in St.Gallen oder Bern und Winterthur passiert mit Interesse. Er stehe, so lässt heisst es vom Präsidialdepartement auf Anfrage der Redaktion, in direktem Austausch mit dem St.Galler Digital Chief Officer. Lukas Ott kenne das St. Galler Modell mit zum Thema «DCO» gut und in Basel setze man sich mit der Frage intensiv auseinander. Man stünde mit der Smart City jedoch am Anfang und es sei noch zu früh, um dazu konkrete Aussagen zu machen.

    Aber immerhin: Basel-Stadt bezeichnet sich gerne als fortschrittliche Energiestadt und begibt sich auf den Weg zur 2000-Watt-Gesellschaft. Man beteiligt sich an der Interessengemeinschaft Smart Cities Schweiz und bringt die Erfahrungen aus den Pilotprojekten für eine 2000-Watt-Gesellschaft ein. Einige der Projekte in Basel passen gut in den Smart-City-Kontext wie die erste Solarstrom-Anlage in Basel mit farbigen PV-Modulen im Kohlesilo Gundeldingerfeld, die Zwischenspeicherung von solarem Strom in gebrauchten Batteriespeichern aus der Mobilität, der Gebrauch von Kommunalfahrzeugen mit alternativen Antrieben, die Wasserstoff-Tankstelle für Kleinflotte und Busbetrieb, der Betrieb der Elektrobusse mit Batterieantrieb und der Schnellladestationen für E-Mobilität und weiteren Ladestationen im öffentlichen Raum (Blaue Parkierzone) sowie die so genannte «Modellierung der Stadt» als Energy Hub. Ausserdem: Mit SmartStability werden in einem Netz auf Quartier-Verteilerebene der Stromverbrauch der lokalen Stromproduktion angeglichen. Stromspitzen seitens Verbrauch und der Produktion werden kleinräumig aufgefangen und belasten das grösserräumige Verteilernetz nicht.

    Einbezug der Bevölkerung
    Prinzipiell bedeutet Smartifizierung aber auch Einbezug der Bevölkerung: Der Dialog mit der Bevölkerung sei auch wichtig, weil beim Thema Smart City schnell die Angst da ist zum gläsernen Bürger zu werden, sagen Mike Vogt und alle anderen Experten. Es sei wichtig, immer datenschutzkonform unterwegs zu sein, dass die Informationen technisch sicher aufbewahrt werden und dass wir uns überlegen, welche Daten wir mit wem teilen möchten.

    Ausserdem: Das Verhältnis Stadtverwaltung-Bürger war bisher eher eine Einbahnstrasse. Aber in dieser Einbahnstrasse gehe viel ungenutztes Potenzial verloren, betont Vogt. «Nehmen wir eine Stadt mit 10’000 Einwohnern als Beispiel. Das scheint auf den ersten Blick nicht viel zu sein. Aber wenn wir die Sichtweise ändern und uns diese Stadt als Firma mit 10’000 Mitarbeiten vorstellen, dann ergibt sich ein gigantisches Potenzial an Wissen und Erfahrungen!» Darum ist Einbindung und Engagement der Bürger in Zukunft so wichtig. Mike Vogt empfiehlt, sich mit Ihrer Stadt intensiv auseinander zu setzen und Ihre Wünsche und Nöte der Stadtverwaltung mitzuteilen. Bei den regionalen Energieversorgern könne man Energieberatungsgespräche beantragen und beispielsweise einen Vergleich verlangen, wie die Wohnung oder das Haus energetisch abschneidet und welche Massnahmen man ergreifen kann, um Energie und Geld zu sparen. Die Smart City beginne zu Hause und entwickle sich über die Quartiere auf das gesamte Stadtgebiet aus.

    Das Zeitalter der «Smartifizierung»
    Die «Smartifizierung» der Städte wird auch mit weiteren Herausforderungen einhergehen. Besonders bei den Fragestellungen rund um Transformation und Digitalisierung, wo auch die HR Fachleute gefragt sind: Sind unsere Tätigkeiten zeitgemäss und ganzheitlich für die digitale Ära gerüstet? Oder haben unsere Prozesse, Strukturen sowie Systeme und Technologien Optimierungsbedarf? Aber wo soll man anfangen? Bei den Skills des Talent Acquisition Managers zum Beispiel? Um diesen Auswirkungen der Digitalisierung für Human Ressources Paroli bieten zu können gibt es immer häufiger Seminarangebote, die helfen, Bedürfnisse zu erkennen. Zum Beispiel stehen beim Digital HR-Seminar der WEKA genau die oben formulierten Fragen im Zentrum (www.praxisseminare.ch/seminare/personal/rekrutierung/event/1064-digital-hr/). Heute muss man in der Lage sein, Talent Acquisition innerhalb des HR und der Unternehmung ganzheitlich und wertschöpfend einzuordnen, die erfolgsentscheidenden Faktoren für die digitale Talent Akquisition zu erkennen und die Organisation und Strukturen müssen auf moderne Personalgewinnung getrimmt werden. «Ausserdem können neue Technologien nur erfolgreich sein, wenn diese von den Menschen, den Bürgern und Mitarbeitenden der Stadt, akzeptiert werden. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass zum Beispiel Betriebliche Mentorinnen und Mentoren sehr wichtig sind im Transformationsphasen in neuen Arbeitswelten, weil sie die Mitarbeitenden in solchen einschneidenden Veränderungsprozessen unterstützen», sagt Lernwerkstatt Olten-CEO Daniel Herzog www.lernwerkstatt.ch/betrieblicher-mentor.

    JoW

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